TV- und Medien-Berichte über den positiven Nutzen von Vitaminen, Antioxidantien und Nahrungsergänzungsmittel gibt es nur selten.

Die ganz großen Lebensmittelhersteller haben gute PR-Abteilungen. Denen gelingt es immer wieder, dass die Medien Positives über Novel-Food, Designer Food, Functional Food, Light Produkte, Kinderlebensmittel etc. berichten. Besonders im Zusammenhang mit Functional Food wird für bestimmte Inhaltsstoffe, wie „Omega-3“ oder „Probiotische Kulturen“ oder „Vitamine“ der gesundheitliche Nutzen der Produkte dieser großen Hersteller hervorgehoben.

Erstaunlicherweise sind viele Nahrungsergänzungsmittel gesund, wenn sie Lebensmitteln zugesetzt werden - aber absolut unwirksam oder gar schädlich, wenn sie als Kapseln geschluckt werden. Niemand stört sich daran, wenn Süßwarenhersteller ihre Zuckerprodukte mit Vitaminen anreichern und das Endprodukt dann mit Sätzen wie „Vitamine und Naschen“ bewerben. Schlimm wird es angeblich nur, wenn die gleichen Vitamine, die in der Regel auch aus der gleichen Quelle stammen, als Nahrungsergänzungen ohne den Zusatz von Zucker oder Aromen verkauft werden. Bei der BASF laufen jedes Jahr mehr als 20.000 Tonnen Vitamin E vom Band und noch einmal so viele Tonnen Vitamin A und Vitamin C. Bevor sie in den Saft, in die Cornflakes oder ins Bonbon gerührt werden, stecken die Vitamine in weißem Pulver.

Lebensmittelhersteller unterstützen die Forschung und profitieren enorm davon: mit Functional Food werden Milliardenumsätze erzielt. Nahrungsergänzungsmittel-Hersteller haben ein wesentlich bescheidernes Werbebudget und dürfen zudem praktisch keinerlei relevante Aussagen über die gesundheitliche Wirkung ihrer Produkte machen.

Natürlich oder künstlich?
Gelegentlich wird darüber diskutiert, ob bei der Ergänzung der Nahrung sogenannte „natürliche“ Vitamine (d.h. aus Nahrungsmitteln isoliert) oder „künstliche“ Vitamine (teilweise oder vollständig durch chemische Synthese hergestellt) verwendet werden sollen.

Natürliche Vitamine im echten Sinne des Wortes sind nur die Vitamine, die in unbearbeiteten, ursprünglichen Nahrungsmitteln enthalten sind, z.B. das Vitamin C in Orangen, das Vitamin E in Pflanzenölen. Übrigens sprechen Biologen davon, dass Pflanzen diese Stoffe „synthetisieren“. Pflanzen machen das auch nicht künstlich. Das Wort Synthese ist zunächst mal nichts anderes als ein Hinweis darauf, dass verschiedene „Bausteine“ zu einem neuen Stoff zusammengefügt werden. Ursprünglich war dieser Begriff wertfrei, inzwischen gilt „Synthese“ als Synonym für „künstlich“.

Solche „natürlichen“ Vitamine aus der Karotte oder der Zitrone können als Nahrungsergänzung preisgünstig kaum verwendet werden. Natürliche und künstliche Vitamine sind chemisch völlig identisch und nicht unterscheidbar, auch nicht in ihrer Wirkung.

„Natürliche„ Vitamine werden von Pflanzen zunächst durch biologische Synthese und danach durch Behandlung mit chemischen Substanzen, vor allem Lösungsmitteln, aus Nahrungsmitteln konzentriert und auf diese Weise gewonnen.

„Künstliche“ Vitamine werden durch chemische Synthese hergestellt. Die Unterscheidung ist daher sachlich sinnlos, weil sowohl bei der Gewinnung „natürlicher“ wie „künstlicher“ Vitamine chemische Verfahren eingesetzt werden. Die meisten Vitamine lassen sich nur durch chemische Verfahren preisgünstig herstellen. Die Vitamine lassen sich heute jedoch in einer solchen Reinheit gewinnen, dass praktisch keine chemischen Rückstände enthalten sind. Es ist pure Illusion zu glauben, dass es noch viele fleißige Hände gibt, die Pflanzen ernten und daraus die Mikronährstoffe pressen. So etwas gibt es höchstens in der Werbung! Wenn Sie auf einer Dose mit Vitamin C die Abbildung einer Orange sehen, bedeutet das beileibe nicht, dass dieses Vitamin C aus der Orange stammt.

Bei gesunder Nahrung braucht man keine Nahrungsergänzungen?
Die Aussage in den Medien ist immer die Gleiche: Bei gesunder und ausgewogener Ernährung braucht man keine Nahrungsergänzungsmittel. Einer sagt es vor und alle anderen plappern es nach.

Es ist aber sehr schwer ohne Wissen die „richtige Ernährung“ für den Alltag praktikabel zu machen. Niemand ist mehr in der Lage, das Lebensmittelangebot hinsichtlich Gesundheitsvorsorge und Gesundheitsrisiken qualitativ hinreichend einzuschätzen – Werbung und Lebensstil, falsche Vorbildfunktionen in der Familie und Gesellschaft und das Vergessen dessen was Großmutter noch wusste, tragen zu dieser Verunsicherung des Einzelnen noch erheblich bei. Die Tatsache, dass auf Gesundheitserziehung einschließlich Ernährung so wenig geachtet wurde und immer noch wird, wirkt sich absolut fatal aus. Laut Umfragen kann von den jungen Menschen kaum noch jemand kochen. Für viele bedeutet kochen, dass sie eine Dose öffnen und erwärmen oder Fertiggerichte, wie Pizza, Aufläufe, etc., in den Ofen oder noch schlimmer in die Mikrowelle schieben.

Schon mit der Säuglingsernährung werden bestimmte Vorlieben festgelegt. Die schlechte Ernährung im Vorschulalter nimmt weltweit zu. Dadurch wird z.B. die Entstehung von Diabetes und diversen Krebserkrankungen begünstigt.

Laut Prof. Dr. Dr. Zänker von der Uni Witten Herdecke essen wir uns zu Übergewichtigen: „Das Thema Ernährung muss im Vorschulalter, in der Schule und eigentlich für das ganze Leben lang Lernthema bleiben, denn Ernährung ist Leben. Die Prävention (Vorbeugung von Erkrankungen) wird künftig eine zentrale Rolle im Gesundheitssystem einnehmen – sowohl auf gesellschaftspolitischer als auch auf individueller Ebene. Krankheiten zu vermeiden oder deren Auftreten zu verzögern bedeutet einen ungeheuren ökonomisch-volkswirtschaftlichen Gewinn, aber noch mehr menschliches Leid zu mindern. Nahrungsergänzungsmittel (NEM) als Sammelbegriff werden große Bedeutung erlangen, denn sie erfüllen für den Verbraucher einschätzbare Voraussetzungen. Sie können durch ihre geeignete Darreichungsform leicht in den Ernährungsalltag integriert, ihre gesundheitsfördernden Inhaltsstoffe hinreichend definiert werden. Die ernährungswissenschaftliche Wertigkeit von NEM kann beschrieben werden und sie schmälern nicht den Genuss eines guten Essens, denn sie sollen ja keinesfalls gute Speisen, die Zubereitung dieser und die damit verbundenen Funktionen ersetzen – sondern eben nur ergänzen.“